10 Gründe für …

Wann ist ein Pfadfinder- bzw. militärischer Hintergrund ein Mehrwert.

Am 19. September dieses Jahr las ich einen sehr interessanten Artikel über 10 Gründe, warum man einen Pfadfinder als Mitarbeiter oder im Kader einstellen sollte (Link zum Artikel). Ungefähr einen Monat später fand ich einen anderen Artikel über Einstellungsgründe. Diesmal waren es 10 Gründe, die dafür sprachen, eine Person mit militärischem Hintergrund einzustellen. Das war für mich spannend und interessant, weil der erste Teil meines Lebens (bis zum Alter von ca. 30 Jahren) stark von den Pfadfindern geprägt war. Danach begann meine (berufliche) militärische Karriere, die ich noch heute beschreite. Als aktiver Pfadfinder konnte ich 19 Jahre lang die Werte der Bewegung erfahren. In dieser Zeit übte ich verschiedene Führungsfunktionen aus. Heute bin ich nicht mehr aktiv, aber die Werte und die gesammelte Erfahrung begleiten mich täglich. Dazu muss man wissen, dass ich im Herzen noch immer ein Pfadfinder geblieben bin, der die Werte dieser Bewegung lebt.

Vorab ist es mir wichtig, zu unterstreichen, dass die 10 Gründe in Bezug auf ehemalige Pfadfinder oder Militärangehörige nicht gegenseitig konkurrieren, sondern komplementär sein können. Ich bin sicher, dass es noch viele weitere 10 Gründe respektive Empfehlungen für Mitarbeiter oder Kaderpersonal aus anderen Bereichen gibt, die man beherzigen könnte. Pfadi gewesen zu sein, bedeutet nicht automatisch, sich auch für das Militärleben zu eignen. Im Zentrum steht wie immer der Mensch. Militärische oder Pfadfinder-Erfahrungen bringen einer Firma gar nichts, wenn der potenzielle Mitarbeiter keine Grundfertigkeiten mit sich bringt.

Bei einer Einstellung wird teilweise der Wert von Zertifikaten und Diplomen überschätzt. Diese Dokumente sind für mich nur ein „Schein“, da sie keine konkreten Leistungen beweisen (eben das „Sein“). Zertifikate und Diplome sind wichtig, ohne einen Beweis der erbrachten Leistung aber nur wertloses Papier. Falls Sie mir nicht glauben, fragen Sie einfach beim nächsten Einstellungsgespräch den Kandidaten nach seinen Leistungen. Schauen Sie das CV genau an. Kandidaten, die sehr schnell mehrere Positionen durchlaufen haben, erfüllen wahrscheinlich Ihre Anforderungscheckliste, haben aber meist keine Erfolgsgeschichte zu erzählen.

Ein anderer Aspekt, der zu beachten ist, ist die auszuübende Funktion. Es tut mir leid, aber nicht alle sind für alle Funktionen geeignet, auch nicht mit militärischer oder Pfadi-Erfahrung. Führen können viele, aber sicher nicht alle. Es gibt Leute, die mit Prozessen und Diagrammen vertraut sind, andere eher mit dem Umgang mit Menschen. Somit kann man pauschal sagen, dass die jeweils 10 Gründe mit grosser Vorsicht zu geniessen sind.

Man kann zwar davon ausgehen, dass beide Philosophien bzw. Hintergründe einen echten Mehrwert für künftige Mitarbeiter darstellen, sollte aber Folgendes hinterfragen: Leistungen vs. Zertifikate, Führungsfunktion vs. Fachfunktion, Werte und Commitment.

Die jeweils 10 Punkte der beiden Artikel:

Pfadfinder-Hintergrund Militärischer Hintergrund
ist teamfähig Leadership und Team-Management
ist kreativ Mitgliedschaft und Kameradschaft
respektiert seine Werteskala und sein Wort Mentalität: Auftrag hat Priorität
kann führen und geführt werden Das Wort Niederlage gehört nicht zum Wortschatz.
ist empathisch Ehrlichkeit, Loyalität und klare Absichten
kann die Anstrengungen hervorheben widerstandsfähig gegen Stress
kann sich Ziele setzen und werten Notfall- und Krisenmanagement
ist grossmütig Problemlöser
kämpft gegen die Ungerechtigkeit gute Ausbildung
Verfügt über Ressourcen Abgrenzung und Auswahl

Ehrlich gesagt, habe ich im Verlauf meiner militärischen Karriere bewusst oder unbewusst verschiedene Aspekte meines zivilen Lebens ins Militär eingebracht. Meine Kreativität und der Kampf gegen Ungerechtigkeit haben zeitweise Probleme verursacht. Ich konnte aber beide Seelen leben. Leute, welche die Werte vollumfänglich leben, sind Kameraden bzw. Vorgesetzten ab und zu sicherlich suspekt.

Zu Beginn meiner militärischen Karriere hat mir meine Erfahrung als Pfadfinder sehr geholfen, mit Menschen zu agieren, schwierige Situationen zu meistern, meine Verantwortung zu übernehmen und als Leader sowohl im Vordergrund als auch im Hintergrund wirken zu können. Ich konnte später aber auch meine grosse militärische Erfahrung (als Kader) in der privaten Wirtschaft einfliessen lassen. Als junger Zugführer und als Hauptmann wurden meine Führungsfähigkeit und meine Organisationsfähigkeit sehr geschätzt.

Voraussichtlich werden wir irgendwann über weitere „10 Gründe für…“ lesen. Das ist schön und gut. Den Mehrwert jeglicher 10 Gründe werden wir erkennen, wenn wir eine „Schein-oder-Sein“-Einstellung haben. Dokumente und Diplome stellen nur eine Startposition dar, Leistungen und Werte sind matchentscheidend. Personen mit Pfadfinder- und/oder militärischem Hintergrund können einen Mehrwert für eine Firma generieren. Wer sich engagiert hat, hat einen Meilenstein bezüglich Investition gesetzt.

Liebe HR- und Führungsverantwortliche: Investition braucht Zeit. Die Frage ist, ob sie in eine kraftvolle, hochmotivierte, zuverlässige Führungskraft investieren wollen. Passen Sie auf die Schein-Typen auf. Die Welt ist voll davon.

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