Gib mir eine Gruppe und ich mache daraus ein Team … zumindest ist das meine Absicht!

Gemeinsam arbeiten. Die Bildung eines Teams. Die Zusammenarbeit. Aktion und Reaktion. Geschichte und Fakten der kleinen Dinge, die eine Gruppe gross machen. Kommunizieren, um zu wachsen. Meine bescheidene Erfahrung.

In meiner beruflichen Tätigkeit innerhalb einer grossen Organisation, nämlich der Schweizer Armee, ist es üblich, im Rhythmus von etwa 3-4 Jahren den Aufgabenbereich zu wechseln. Mitglied eines Teams zu sein ist eine Konstante, die diese Rotation charakterisiert und sie ist unabhängig vom Verantwortungsgrad, aber gleichzeitig hat man parallel dazu die Verantwortung für eine wohldefinierte Gruppe. Daher scheint es offensichtlich, dass diese periodischen Veränderungen einen neuen Integrationsprozess mit sich bringen (Forming, Storming, Norming, Performing). Wohlbemerkt gehen auch die Veränderungen, die im Laufe einer professionellen (und nicht professionellen) Tätigkeit auftreten, wie beispielsweise das Ersetzen eines Mitglieds (Wechsel der Mitarbeiter) oder einfach eine Änderung der (neuen) beruflichen Aufgaben, fast immer mit einer Neuanpassung der Einzelgegebenheiten eines Teams einher. Klare Vorgänge und Aufgaben, unveränderte Arbeitsbedingungen, wie die Arbeitsumgebung und der Verhaltensstil, können (wenn sie konstruktiv sind) sehr wohl die Aufrechterhaltung der Stabilität erleichtern. Sie ermöglichen gegenüber sowohl spontaner als auch geplanter Veränderungen eine schnellere Integration.

Allgemeine Aspekte eines Ausbildners

Es ist ein interessanter Aspekt, meine Funktion als Gruppenchef an der Zentralschule, verbunden mit einer gewissen Erfahrung, welche ich in verschiedenen Verhaltensbereichen (sowohl zivilen als auch militärischen) erfahren habe mit der zivilen Berufswelt zu vergleichen. Als Gruppenchef unterrichte ich die mit Stabsarbeit (eines Bataillons) verbundenen Aspekte, welche durchaus auch mit der Leitung eines mittleren Unternehmens verglichen werden können. Es handelt sich darum, im Wesentlichen zu gewährleisten, dass die verschiedenen Funktionen, die in jeder Organisationseinheit vorhandenen sind, mit Gewinn, Effizienz und Wirksamkeit interagieren können.

Das Beispiel des Stabslehrganges

In diesen zweiwöchigen Lehrgang, in denen von 7.00 Uhr morgens bis nach 22.30 Uhr abends gearbeitet wird, ist die Vermittlung eines theoretischen Wissens über die Stabsarbeit, über das Integrieren unterschiedlicher Persönlichkeiten, Funktionen und Erfahrung in einer Gruppe eine der grössten Herausforderungen. Dies geschieht durch Übungen, in denen die Taktik das Mittel zum Erreichen des Ziels ist, durch das Bilden einer vereinten und möglichst effizienten Gruppe! Eine faszinierende Herausforderung; eine Herausforderung, die mir bei jedem Lehrgang hilft, noch weiter zu wachsen (Jawohl, auch die Lehrpersonen wachsen!). Die Teilnehmer sind eben keine Automaten (hier und heute – damit dies klar ist!), sondern sie haben immer wieder andere Eigenschaften und hegen unterschiedliche Erwartungen. Aus diesem Grund habe ich das Glück und die Möglichkeit, auch von ihren Eigenschaften zu profitieren. Meine Funktion ist dreifach; Ich habe die Rolle eines Kommandanten, eines Ausbildners und eines Coach-Trainers. Die Führungserfahrung, meine Ausbildung und meine Motivation, das sind Werkzeuge, die ich den Teilnehmern verfügbar machen kann, in der Hoffnung, das richtige Know-how vermitteln zu können und ihnen die Möglichkeit zu geben, den – oftmals schwierigen – Weg der Verantwortung in ihrem Truppenkörper zu beginnen (oder weiterzugehen).

Die Bildung von Teams, Gruppen, usw. ist schon hinreichend dokumentiert und es ist nicht der der Zweck dieses kurzen Aufsatzes, irgendwelche Theorien neu zu formulieren oder zu entwickeln. Gleichwohl möchte ich jedoch im Folgenden einige Instrumente aufzeigen, die mich seit einiger Zeit oftmals erfolgreich in dieser meiner Tätigkeit begleiten. In meiner Arbeit als Ausbilder für angehende Offiziere hatte ich schon einige Überlegungen (siehe Kapitel: Führen, motivieren, erziehen) darüber niedergeschrieben, was meine Auffassung von Ausbildung ist. Im Wesentlichen agiere ich unter Berücksichtigung dessen, was ich seinerzeit geschrieben habe, wenn auch unter deutlicher Anpassung an das neue Ausbildungsniveau. Dennoch möchte ich hier einige methodische Punkte darlegen, die ich zur Bildung eines neuen Teams nutze und zwar in der kurzen Zeit, die mir zur Verfügung steht. Es ist meine Gewohnheit, einen Gedanken von Henry Ford aufzugreifen;

Zusammenkommen ist ein beginn, zusammenbleiben ist ein Fortschritt, zusammenarbeiten ist ein Erfolg.

Es sind nicht so sehr die Fähigkeiten des Einzelnen, die den Unterschied machen (wenn sie auch wichtig sind), sondern die Fähigkeit einer Gruppe, sich zu vereinen, zu interagieren und ihre Fähigkeit zur effizienten und effektiven Zusammenarbeit. In sportlichen Begriffen können wir auch die Worte von Michael Jordan zitieren:

Mit Talent kann man ein Spiel gewinnen. Aber mit Intelligenz und Teamarbeit gewinnt man eine Meisterschaft.

Das ist jedoch leichter gesagt als getan. Aber gehen wir weiter. Jede Funktion in einem Team hat ihre Bedeutung – das ist doch klar, könnte man sagen! Es ist kein Platz für Nichtstuer oder derartiges. Als Offizier eines Truppenkörpers, aber auch als Mitglied einer Direktion, stehen wir demjenigen zur Verfügung, der Entscheidungen zu treffen hat. Unser Beitrag hat einerseits kritisch zu sein und andererseits im Einklang mit den Absichten und Richtlinien des Chefs zu stehen. Deshalb gibt es keinen Platz für Zögerer; das Stichwort lautet daher agieren statt reagieren.

Agieren, oder handeln bedeutet, nicht auf Befehle zu warten (auch zögerliche Soldaten oder Angestellte sind nicht hilfreich! – Es tut mir leid, diejenigen zu enttäuschen, die glauben, auf bestimmten unteren Ebenen müsse das Gehirn ausgeschalten werden), sondern zu analysieren und immer zu versuchen, einen Schritt voraus zu sein. Handeln bedeutet, Eigenverantwortung zu übernehmen, eine (selbst-)kritische Denkweise zu entwickeln. Um es kurz zu sagen: Handeln bedeutet nach vorn zu schauen und sich immer wieder in Frage zu stellen. Reagieren ist hingegen eine Tendenz, welche die Effizienz des Einzelnen einschränkt und jedes Team oder Gruppe, aber auch einzelne Personen zur Mittelmässigkeit zwingt.

Ein weiterer Aspekt, den alle Teams gemein haben, ist die Arbeitsumgebung. Es spielt keine Rolle, wenn wir über Wettbewerbsfähigkeit sprechen, das heisst, wo der Wettbewerb Teil der Arbeitsumgebung ist, denn es ist vielmehr eine Frage des Respekts und eine Kultur der positiven Kritik. Das sind einige der wichtigsten Faktoren, die der Dynamik einer Gruppe zugrunde liegen. Die eindeutige Definition der Vorgänge ist wichtig, um Effizienz und Effektivität zu erreichen, und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Führungsgrundgebiete (Abteilungen) ist ein weiterer Erfolgsfaktor. Die Zusammenarbeit zwischen den Führungsgrundgebiete verbessert nämlich die Synergie in verschiedenen Bereichen, wie etwa in den Verfahrensweisen oder beim Personal usw., und sie verbessert ausserdem die Kommunikation und Transparenz.

Die erwähnten Aspekte sind nur einige Beispiele im Zusammenhang der Bildung eines Teams. Es ist klar, dass zwei zur Verfügung stehende Wochen relativ kurz sind. Die Schwierigkeit, in so kurzer Zeit die vier Stufen der Ausbildung zu erreichen (forming – storming – norming – performing), die nicht unvermeidlicherweise sequentiell sein müssen, ist nicht zu leugnen. Das Ziel des Lehrgangs ist dennoch auf alle Fälle das Erlernen der Arbeitstechniken des Truppenkörpers. Wie bereits erwähnt, ist die Taktik nur das (methodische) Werkzeug, die das Verständnis erleichtert. Nur indem man den Lehrgang in seine eigene Ausbildung miteinbezieht, ist man in der Lage, das im Laufe desselben Gelernte zu nutzen. Und nur in der Zusammenarbeit wird man herausfinden, ob diese Gruppe den hohen Anforderungen gerecht wird, die so typisch sind für eine Organisation, die unter Druck zu arbeiten und die unterschiedlichsten Krisensituationen zu meistern hat. Eine grosse Herausforderung! Schliesslich – um es genau zu sagen – ist es ebenfalls wichtig, zu berücksichtigen, wie die schweizerische Wirtschaft im Allgemeinen den Wert einer militärischen Ausbildung (wieder) anerkennt. Das ist sicherlich nicht alles, denn schliesslich steht der Mensch im Mittelpunkt. Das Leadership-Training trägt dazu bei, ihre Fähigkeiten zu verfeinern und zu verbessern. Die erworbenen Kompetenzen sollten ohnehin Gegenstand einer fortwährenden Weiterbildung sein. Die Ausbildung endet nicht mit den Lehrgängen der Zentralschule von Luzern, sondern man lernt immer weiter!

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